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Sonntag, 27. September 2009

Mastix, das 'grüne' Harz


Heute erläutere ich euch aromatisches schmückendes Blattgrün in herbstlichen Blumensträußen. Denn kaum jemand ist sich dessen bewusst, dass es sich bei diesen Blättern mit den eigentümlich 'plattgedrückten' Stielen um eine Duft- und Räucherpflanze handelt, welche seit biblischen Zeiten bekannt ist. Deren Harz liefert das kostbare, grün-frisch-herb duftende Mastix- oder Pistacheöl. Sie heißt Pistacia lentiscus und ist mit den leckeren Knabber-Pistazien verwandt.
Diese hübschen Sträucher wachsen rund um das Mittelmehr, die Blätter und noch mehr das Harz wirken sehr adstringierend (zusammenziehend), wenn man sie kaut. Im ländlichen Griechenland wird das Harz wie Kaugummi gekaut, es regeneriert und desinfiziert wundes Zahnfleisch und erfrischt den Atem. Es wird auch als Abdichtungsmittel für Weinfässer eingesetzt und gibt so dem griechischen Retsina seinen unverwechselbaren Charakter (Retsina bedeutet Harz/Geharzter). Schauspieler kennen das Harz als Klebstoff für künstliche Bärte (Dank an Peter und Helge), auch für viele andere technische Zwecke wird es eingesetzt.





In pharmakologischen Untersuchungen konnte ein Schutz vor Magengeschwüren gezeigt werden, vermutlich durch eine Reduzierung der Produktion von Magensäure und einen ergänzenden Puffereffekt. Aber auch eine Wirkung gegen den 'Magenschreck' Helicobacter pylori, der sogar für Magenkarzinome verantwortlich sein könnte, wird diskutiert. In entsprechenden Tests führte eine Mastix-Konzentration von 125 µg/ml zu einer 50-prozentigen und 500 µg/ml zu einer 90prozentigen Vernichtung des Magenkeims.
Desweiteren wurde - wie bei vielen monoterpenreichen ätherischen Ölen auch - eine antiarteriosklerotische Eigenschaft gefunden, diese wird mit verminderten Oxidationswerten des 'bösen' Cholesterin LDL erklärt. In einer kleinen randomisierten Doppelblindstudie mit 20 Teilnehmern wurde das Kauen eines Mastix-haltigen Kaugummis und die Entwicklung von Zahnplaque untersucht. Durch vierstündiges Kauen dieses Kaugummis reduzierte sich die Menge der plaqueverursachenden Bakterien signifikant. Untersuchungen an isolierten Bakterienkulturen belegen nicht nur eine bakteriostatische Wirkung bei Helicobacter pylori sondern auch bei Staphylococcus aureus, Lactobacillus plantarum, Pseudomonas fragi und Salmonella enteridis Quelle: Heike Lück-Knobloch.
Das ätherische Öl, das nach senkrechtem Anritzen der Rinde des 3 bis 4 Meter hohen Strauches aus dem austretenden Harz destilliert wird, enthält bis zu 50 Prozent Monoterpene, welche für die schmerzlindernde und entzündungshemmende und kortisonähnliche Wirkung verantwortlich sind:
  • 6,5–20 % alpha-Pinen
  • 7-10% Limonen
  • 4–15 % beta-Myrcen
  • 1,5–15 % Sabinen
  • 0,2–0,8 % delta-Caren
Dazu Spuren von Sesquiterpenen sowie Sesquiterpenolen und folgende Monoterpenole und Monoterpenester:
  • 33-44% Terpineol-4 (antibakteriell und aquaretisch wirksam)
  • 7-10% Bornylacetat (entkrampfend wirksam)
In meinem Fachbuch habe ich folgende Indikationen aufgeführt:
  • Varizen, Hämorrhoiden
  • Thrombophlebitis
  • Prostatitis
  • Sinusitis
  • spastische Kolitis
  • Ulcus ventriculi
Ich wende dieses recht teure, sehr milde und schleimhautverträgliche ätherische Öl fast ausschließlich für Salben und Zäpfchen gegen Beschwerden durch schmerzende Hämorriden an. Die zusammenziehende und entzündungshemmende Wirkung entfaltet sich bereits bei ganz hohen Verdünnungen von ein bis zwei Prozent. Schwangere sind für diese Hilfe oft sehr dankbar. In Frankreich werden Männer mit Problemen der Vorsteherdrüse mit entsprechenden Zäpfchen versorgt. Die magenschützende Wirkung wird im englischsprachigen Bereich durch einzunehmende Kapseln mit dem Harz erreicht.
In frisch-herbe Rasierwässer oder Eau de Colognes kann man mit Spuren dieses Duftes eine fein-herb-grüne Komponente zaubern. Ideal mit Zitrusdüften und Zedernholzöl.

4 Kommentare:

Kordula hat gesagt…

Liebe Eliane Zimmermann,
ein sehr interessanter Artikel.
Vielen Dank

Kordula Verhoeven

Verbene hat gesagt…

Danke für den wie immer sehr interessanten Beitrag.

Hab mal eine ganz unverschämte Frage - kann mir jemand sagen, was sich hinter dem Duft von "Nag champa" (ind. Räucherstäbchen) verbirgt???

Lg

Daniel hat gesagt…

Hallo und Dankeschön für diesen interessanten neuen Artikel. Ich schaue immer wieder gerne in diesem Blog vorbei.

Mastix gibt es übrigens auch in Kapselform gegen Helicobacter pylori zusammen mit Süßholz (welches auch hochwirksam gegen die meisten Stämme dieses Bakteriums ist), Echtem Eibisch und Rotulme.

Diese Mittel scheint eine echte Alternative gegen die übliche Antibiotika Triple-Therapie zu sein.

Viele liebe Grüße

Daniel

Eliane Zimmermann hat gesagt…

@ Verbene: Ja, Nag champa bezieht sich auf die ungemein duftenden Blüten von Michelia champaca, eine ganz enge Verwandte der Michelia doltsopa, die den Kopf meines Blogs ziert und die nach Zitrone, Vanille und einer Prise Gewürznelke duften!
@ Daniel: danke für diesen Tipp, diese Kapseln kenne ich noch nicht, gut zu wissen, dass es sie gibt!